Ein Ort der Begegnung: Der Erstorientierungskurs in der Christuskirche


In den Räumen der Christuskirche, Neunkirchen-Innenstadt geschieht Woche für Woche etwas ganz Besonderes.
Menschen aus aller Welt – mit unterschiedlichen Geschichten, Hautfarben, Religionen und Weltanschauungen – kommen hier zusammen, um gemeinsam einen neuen Anfang zu wagen: den Erstorientierungskurs (EOK) für Asylbewerber. 

Was auf dem Papier nach einem offiziellen Integrationsangebot des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge klingt, wird in der Christuskirche zu weit mehr: Es wird zu einem Ort gelebter Gemeinschaft, des respektvollen Miteinanders und der Hoffnung. 

Vielfalt, die verbindet
Ob aus Syrien, Afghanistan, Griechenland oder der Ukraine – die Teilnehmer bringen verschiedenste kulturelle Hintergründe mit. Viele von ihnen sind erst seit wenigen Monaten in Deutschland, manche haben kaum ein Wort Deutsch gesprochen, als sie zum ersten Mal das Orgelzimmer betraten.

Doch die anfängliche Unsicherheit weicht schnell. Denn hier wird niemand allein gelassen. Der Kursleiter schafft eine Atmosphäre der Offenheit und Wärme. Es wird gelacht, gelernt, gespielt, diskutiert – auf Augenhöhe, mit Respekt und Herzlichkeit. Eine 20jährige, die ihre Oma in der Ostukraine vermisst, wird von einer 60jährigen Syrerin in den Arm genommen: „Ich bin jetzt im Kurs Deine Oma.“


Mehr als nur ein Kurs
Natürlich geht es im EOK um ganz praktische Themen: Wie funktioniert das Gesundheitssystem?
Was darf ich in Deutschland arbeiten? Wie finde ich mich im Supermarkt zurecht? Wie läuft der Schulalltag für meine Kinder?

Doch zwischen Vokabeln, Rollenspielen und interaktiven Übungen wächst etwas viel Wertvolleres: Vertrauen. Freundschaften entstehen. Man hilft sich gegenseitig beim Übersetzen, beim Ausfüllen von Formularen oder beim Verstehen der „deutschen Eigenarten“. Der Kurs wird so zu einem sicheren Hafen in einer oft unsicheren Zeit.


Ein Zeichen der gelebten Nächstenliebe
Dass der EOK in der Christuskirche stattfindet, erfüllt viele in der Gemeinde mit Stolz –und das zu Recht. Denn hier wird das christliche Gebot der Nächstenliebe ganz konkret erfahrbar. Die Kirchengemeinde öffnet nicht nur ihre Türen, sondern auch ihre Herzen. Berührungsängste zwischen Islam, Sikh und Christentum gibt es hier nicht. Anfängliche Bedenken haben sich sehr schnell zerschlagen.

Wer einmal miterlebt hat, wie ein Raum voller Menschen aus völlig verschiedenen Kulturen miteinander lacht, voneinander lernt und gemeinsam an einer besseren Zukunft baut, versteht: Integration beginnt nicht mit Regeln, sondern mit Begegnung.


Ein kleines Stück Himmel auf Erden
Der Erstorientierungskurs in der Christuskirche zeigt, was möglich ist, wenn wir Menschen nicht nach ihrer Herkunft beurteilen, sondern ihnen auf Augenhöhe begegnen. Er ist ein kleines, leuchtendes Beispiel dafür, wie aus Fremden Nachbarn – und manchmal sogar Freunde – werden.

Und so ist es kein Wunder, dass das Orgelzimmer während des Kurses oft klingt wie ein internationales Klassenzimmer voller Leben: mit vielen Sprachen, vielen Fragen, vielen Schicksalen, vielen Lachern – und einem gemeinsamen Ziel: in Deutschland leben.

Peter Baranec





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