23. August 2024

Christlich, sozial und demokratisch – Früherer St. Wendeler Superintendent Gerhard Koepke zum Ehrenbürger ernannt


Pfarrer i.R. Gerhard Koepke ist zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt St. Wendel ernannt worden. Fast vierzig Jahre wirkte und prägte der evangelische Geistliche das Leben der Stadt, als Seelsorger, Organisator und als Fürsprecher für Benachteiligte und Menschen in herausfordernden Lebenssituationen.

Gerhard Koepke kam 1982 als Pfarrer zur Anstellung nach St. Wendel. Trotz eines eher ungünstigen Starts – er kam witterungsbedingt zu spät zum Vorstellungsgespräch – blieb er Stadt und Evangelischer Kirchengemeinde St. Wendel über Jahrzehnte treu. 1996 wurde er zudem erstmals zum Superintendenten, dem leitenden Geistlichen seines Kirchenkreises, gewählt – zunächst im damaligen Kirchenkreis St. Wendel, ab 2009 dann im Kirchenkreis Saar-Ost. Dieses Amt hatte er bis zu seiner Pensionierung im April 2018 inne. Im Ruhestand intensivierte er seine Aktivitäten in den städtischen Vereinen und Initiativen, wurde Vorsitzender u.a. der Christlichen Hospizhilfe im Landkreis St. Wendel und des Adolf-Bender-Zentrums, wirkte in Stiftungen mit und engagiert sich für Wohlfahrtspflege, Demokratiebildung und Palliativarbeit.

Für dieses vielfältige Engagement und seinen großen Einsatz wurde Koepke nun mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet. Den entsprechenden Beschluss fasste der Stadtrat der Kreisstadt St. Wendel bereits im November vergangenen Jahres. Aus gesundheitlichen Gründen musste die Ernennung aber um einige Monate verschoben werden. Nun überreichte St. Wendels Bürgermeister Peter Klär im Rahmen einer Feierstunde die offizielle Ernennungsurkunde an Gerhard Koepke, verbunden mit einer Schwarzwälderkirschtorte für den Geehrten, der tags zuvor 72 Jahre alt geworden ist. Anschließend durfte sich Koepke in das Goldene Buch seiner Heimatstadt eintragen.

Ein „ausgleichendes Wesen“ bescheinigte Bürgermeister Klär dem Ruhestandspfarrer in seiner Laudatio. Gleichsam sei Koepke meinungsstark und stehe für seine Überzeugungen ein. „Er streitet für die Menschen, die Hilfe benötigen. Er gibt den Leisen eine Stimme und zwingt die Lauten zum Nachdenken“, so Klär. Damit wirke er weit über den kirchlichen Auftrag hinaus. Klär selbst schätze Koepke als Berater, etwa im Beirat der Herzogin-Luise-Stiftung. Vor allem aber sei der vielfältige Einsatz des neuen Ehrenbürgers Vorbild und Richtschnur bürgerschaftlichen Engagements. „Viele werden deinem Beispiel folgen – christlich, sozial und demokratisch“, prophezeite Klär.

Gerhard Koepke selbst fühlte sich geehrt. Er befinde er sich nun in einem „illustren Kreis“ aus weniger als zehn Ehrenbürgern St. Wendels, sagte Koepke im Rahmen der Feierstunde. Dabei habe er, als er den Anruf des Bürgermeisters bekam, erst einmal Bedenkzeit erbeten, ob er die Ernennung annehmen wolle. In St. Wendel evangelischer Pfarrer zu sein, also immer in der Minderheit, sei nicht einfach gewesen. Er habe getan, was ihm Herzensanliegen waren, aber auch viel ausprobiert, von der Politischen Neujahrsandacht bis zum Marathongottesdienst. All das bilde „den Bodensatz, wodurch man zu so einer Ehrung kommt“, so Koepke.

Ein bisschen Predigt muss auch in einer Dankesrede sein. So berichtete Koepke, der Hobbygeschichtsforscher, die Ehrenbürgerwürde sei früher mal mit Privilegien verbunden gewesen, beispielsweise mit einem Bierbrauprivileg. Damit ließe sich etwas anfangen, meinte er mit einem Augenzwinkern. Und einen Hinweis gab er auch den anwesenden Mitgliedern des Stadtrats auf dem Weg, nämlich, dass bisher alle Ehrenbürger Männer seien, weswegen es doch mal Zeit werde für eine Ehrenbürgerin.

Persönlich wird es dann aber dennoch: Sichtlich bewegt berichtete Koepke von seiner gerade erst überstandenen Krebserkrankung, die nicht nur den ursprünglichen Zeitplan der Ehrenbürgerschaft gründlich durcheinandergebracht hat. Inzwischen sei er auf dem Weg der Besserung und habe vor weiterzumachen, natürlich in St. Wendel. Nach drei oder fünf Jahren wussten er und seine Frau schon: „Hier gehen wir nicht mehr weg.“





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